Confiture de lait statt Nutella
Nun auch noch Dominique Ansel. Das ist der New Yorker Bäcker, der 2013 den Cronut erfunden hat und dafür sorgte, dass erst New York und anschließend der Rest der Welt an nichts anderes mehr denken konnte als an Cronuts. Virus-Outbreak in süß quasi.
Der Hype hat sich gelegt, Ansel ist seitdem in der ganzen Welt bekannt. Zum Fastnachtsdienstag, der im anglophonen Sprachraum als Pancake Day bekannt ist, hat er einen Pancake Cone, gefüllt mit Nutella kreiert. Ernsthaft, Nutella? war mein erster Gedanke. Was ist so toll an Nutella? Ich verstehe es nicht. Ja, ich weiß, viele meiner Freunde lieben Nutella, auf Facebook sind mir schon die absonderlichsten Sachen mit diesem Produkt begegnet: Nutella und Wodka ist nur eines der Sachen, die mir spontan einfallen.
Scheußlich schmeckt Nutella auch nicht, aber ich finde es einfach nur süß und langweilig. Auf meinem Frühstücksbrötchen schmiere ich mir lieber fruchtige, selbstgemachte Marmelade als diesen klebrigen Schokokram. Es kommt auch ein oder zweimal im Jahr vor, dass ich Nutella esse – meist wenn ich auswärts im Hotel schlafe – aber das reicht mir vollkommen. Wenn ich keine Marmelade, aber trotzdem etwas süßes auf meinem Brötchen haben möchte, dann greife ich zur Confiture de lait. Dulce de leche auf spanisch, oder auch als Milchmädchen bekannt. Die Grundzutaten für eine Confiture de lait sind: Milch und Zucker. Auf ein Liter Milch kommen 500 Gramm Zucker. Beides in einen Topf geben, langsam erhitzen und dann bei milder Hitze langsam einkochen lassen. Ich gebe das Mark einer Vanilleschote hinzu. Je nach Lust und Laune passen auch andere Gewürze dazu: Zimt passt hervorragend, ebenso Kardamom. Das Einkochen dauert mindestens 90 Minuten. Mit der Zeit färbt sich die Milch braun, der Zucker karamellisiert, es duftet weich und sanft – köstlich.
Die Schwierigkeit besteht darin, den richtigen Zeitpunkt abzupassen, um die Masse in die Gläser zu füllen. Die Masse muss cremig und dickflüssig sein, und man darf nicht vergessen: Im Glas härtet sie noch nach. Ist sie also schon zu stark eingekocht, kann es sein, dass sie im Glas hart wird und nicht mehr streichzart ist. Ist man zu schnell, wird sie gar nicht hart. Am besten also ein Löffel abnehmen und in ein kleines Gläschen füllen, kurz in den Eisschrank stellen und gucken, was passiert wenn die Confiture abgekühlt ist.
Kurz vor dem Einfüllen lässt sich die Grundmasse problemlos aufpeppen: ein guter Schuss Cognac zum Beispiel, passt wunderbar mit dem Zimt zusammen. In der Variante „Fidel Castro“ kommt statt weißer Zucker brauner Zucker zum Einsatz und am Ende rundet ein kräftiger Schuss Rum die Confiture ab. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Auch wenn es schwerfällt: Es lohnt sich, die Gläser ein paar Tage stehen zu lassen, bevor man das erste öffnet. Die Masse hat Zeit sich zu setzen und die Aromen können sich schön entfalten.
Noch einmal ein paar Worte zu Nutella: Vom geschmacklichen mal abgesehen, steckt in dem Produkt ziemlich viel Mist: Haselnüsse zum Beispiel, eine Hauptzutat. Ein Viertel der weltweiten Ernte stammt aus der Türkei, auch Ferroro bezieht von dort Haselnüsse. Die „Zeit“ berichtete im Dezember über die Zustände auf türkischen Haselnussplantagen. Von Kinderarbeit ist dort die Rede, von Ausbeutung und Zuständen, die niemand unterstützen möchte. Ferrero schreibt auf seiner Homepage, dass man bis zum Jahre 2020 eine Rückverfolgbarkeit der verwendeten Haselnüsse plant. In fünf Jahren also frühestens? Ähnlich verhält es sich mit Palmöl. Es klingt alles sehr schön und gut was man bei Ferrero lesen kann. Aber trotzdem sind viele Flächen Urwald und Regenwald unwiederbringlich zerstört worden. Heute stehen auf den Flächen zertifizierte Palmölplantagen. Vom zerstörten Regenwald steht natürlich nichts auf der Seite des Unternehmens. Das Greenpeace Magazin beleuchtet in seiner aktuellen Ausgabe das Produkt etwas genauer. Das sind alles Gründe für mich, von Nutella Abstand zu nehmen. Abgesehen davon, dass ich es geschmacklich nicht für den großen Bringer halte. Da bleibe ich bei meiner Confiture de lait. Und wer es schokoladig haben möchte, der kann ein paar Stückchen dunkle Schokolade in die Confiture einrühren, bevor sie in die Gläser gefüllt wird.