Steckrübenwinter
Es gibt diese Gemüsesorten, die polarisieren. Man liebt sie oder man hasst sie, dazwischen gibt es wenig. Fenchel ist ein Kandidat dafür. Spargel. Oder Grünkohl. Eher ein Generationenproblem hat dagegen die Steckrübe: Wer sie noch aus den hungrigen Nachkriegswintern – den „Steckrübenwintern“ – kennt, der wird sich vermutlich nie wieder mit ihr anfreunden können. Bis heute hat sie ein eher unfeines Image, ist Arme-Leute-Essen oder schlicht Tierfutter.
Dabei hat sie es gar nicht verdient, so stiefmütterlich behandelt zu werden: Der fein-süßliche Geschmack macht sich nicht nur gut in Eintöpfen, auch als Püree, Gratin oder sogar zur Pasta lässt sich das Wintergemüse zubereiten.
Doch manchmal ist eben einfach Zeit für Hausmannskost: In den Wintermonaten darf bei mir gerne ein Eintopf auf den Tisch, „Rübenmus“ gehört zu den Standards. Nun gibt es wahrscheinlich so viele Rezepte für Steckrübeneintopf, wie es Großmütter in Deutschland gibt. Hier ist meins, eher frei nach meiner Großmutter interpretiert:
Steckrübeneintopf mit Kassler
Ich mag nicht so gerne klassisches Eintopffleisch wie Eisbein, Bauchfleisch und andere fettige Schweinereien, außerdem finde ich, dass der Pökelgeschmack von Kassler einfach am besten mit der süßlich-erdigen Rübe harmoniert.
Für den Eintopf werden Zwiebeln und durchwachsener Speck angebraten. Steckrüben schälen, in Würfel schneiden, ein paar Möhren und nach Laune ein paar Kartoffeln ebenfalls schälen und in recht große Stücke schneiden. Ab in den Topf damit, mit Brühe aufgießen, so dass das Gemüse nicht ganz bedeckt ist. Ich werfe immer noch die abgeschnittene Speckschwarte vom durchwachsenen Speck und die Knochen vom Kassler mit zum Gemüse – das gibt schon beim Kochen Fleischaroma, die Teile müssen natürlich aus dem Eintopf gefischt werden, bevor man ihn am Ende zu Mus stampft.
Jetzt etwa 30 bis 40 Minuten köcheln lassen, bis die Rüben gar sind. In vielen Rezepten sind längere Kochzeiten angegeben, allerdings finde ich, dass die Rüben bei zu langer Kochzeit ein eher hässliches Kohlaroma entwickeln.
Wenn das Gemüse gar ist, mit dem Kartoffelstampfer grob (Das ist natürlich ganz nach Geschmack, aber ich finde eine eher stückige Konsistenz auch optisch ansprechender …) stampfen. Das in Würfel geschnittene Kassler unterrühren und bei leichter Hitze noch etwa fünf bis zehn Minuten gar ziehen lassen. Einen Schlag Butter unterrühren, pfeffern, abschmecken, eventuell nachsalzen. Reichlich frisch gehackte Petersilie drüberstreuen und servieren.