Herr Schmöll: Guter Wein auf St. Pauli
In Hamburg hat sich in den vergangenen Jahren in Sachen Wein einiges erfreuliches getan. Es gibt auch hier inzwischen Lokale – und ich meine die Kneipe um die Ecke, in denen man sich abends mit Freunden trifft – in denen man guten Wein serviert bekommt. Eines dieser kleinen Lokale ist Herr Schmöll auf St. Pauli.
Ich bin dort einige Male gewesen und es war jedes Mal eine Freude. Herr Schmöll, beziehungsweise Kirsten Moritz, die Chefin des Ladens, hat sich auf deutsche Weißweine, österreichische und spanische Weine spezialisiert. Fragt man nach einer Empfehlung, kommen sofort ein paar Vorschläge und dann heißt es: „Ich bring dir mal etwas zum probieren“. Kurze Zeit später hat man ein Glas und zwei oder drei verschiedene Weine auf dem Tisch. Eine feine Sache, die ich sehr schätze.
Ich habe bei Herrn Schmöll schon diverse leckere Tropfen getrunken, denn Kirsten Moritz gelingt es, kleine Juwele zu finden und ihren Gästen anzubieten. So habe ich bei ihr kürzlich einen Riesling vom Weingut Weiser Künstler von der Mosel getrunken. Das ist ein kleines Weingut, drei Hektar groß, und produziert tolle Weine, wie den Enkircher Ellergrub: Ein Riesling mit einer schönen, klaren Fruchtnote, einer spritzigen, aber nicht zu übertriebenen und dominierenden Säure, eine leichte Mineralität, plus einer angenehmen Restsüße – und dazu kaum Alkohol, der Wein bringt es lediglich auf einen Alkoholgehalt von 7 Vol%. Unschlagbar.
Bei Herrn Schmöll gibt es nicht nur Wein, auch der kleine oder größere Hunger kann dort gestillt werden. Alle Gerichte bereitet Kirsten Moritz selber zu, daher gibt verständlicherweise nur eine kleine Auswahl. Zu dem oben erwähnten Riesling hatte ich eine Winzerplatte, die auch perfekt zu dem Wein passte. Auf der kleinen Winzerplatte (9,50 EUR), die übrigens locker für zwei Personen reicht, gibt es Käse, Schinken, einen angeräucherten Wacholder-Kochschinken, Pfefferbeisser, Feigensenf, Gürkchen. Alle Zutaten sind Bio, größtenteils auch regional, wie der Käse. Wenn ich mich nicht täusche, kommt der Käse aus Nordfriesland, der Wacholderschinken war ein österreichisches Produkt.
Es lohnt sich, bei Herrn Schmöll einmal vorbeizuschauen und sich in der gemütlichen und angenehmen Atmosphäre des Ladens mit neuen Weinen aus dem Burgenland, aus dem Herzen Spaniens, oder von der Mosel überraschen zu lassen. Wer zum Abschluss des Abends noch einen Brandy verlangt, wie es meine Begleitung jüngst tat, dem wird auch geholfen: Kirsten Moritz ratterte eine Liste von Brandys herunter, so dass meine Begleitung, quasi erschlagen von so vielen verschiedenen Marken, nur sagen konnte: Ich entscheide mich für den zweiten. Und der war gut, wie sie mir versicherte.
Bevor Herr Schmöll übrigens Herr Schmöll wurde, war der Laden eine Fußballkneipe. Fußball läuft dort an manchen Abenden auch noch immer – den kann man aber auch hervorragend wegignorieren, wenn man, wie ich, mit Fußball so gar nichts anfangen kann.
Herr Schmöll
Paul-Roosen-Str. 19
22767 Hamburg
www.herrschmoell.de