Wo kommt das Gai in Thailand eigentlich her?
Hinter mir liegen vier Wochen Thailand. Mit viel Sonne, mit viel Strand, mit gutem Essen. Über die thailändische Küche will ich auch gar nicht viel schreiben, das haben andere vor mir gemacht, und gutes Thai-Essen bekommt man problemlos in Deutschland. Zwar nicht, wie in Bangkok an den zahllosen Garküchen auf der Straße, aber eine gute Tom Ka Gai ist in Deutschland erhältlich.
Die viel spannendere Frage ist, wo kommt eigentlich das gai her? Gai, also Huhn, wird in Thailand viel gegessen – ebenso wie alle anderen Fleischsorten. Wer in Thailand nämlich vegetarische Ernährung sucht, ist dort falsch. Zu fast jedem Gericht gehört dort Fleisch. Sicherlich, man kann sein Green Curry oder jede Nudelsuppe auch ohne Fleisch oder Fisch bestellen, doch vegetarisch ist das Essen dann längst nicht. Denn viele Gerichte in der Thai-Küche basieren auf Brühen, und das wiederum sind oft Fleischbrühen.
Wo kommt das Fleisch nun her? Aus riesigen, großen Fleischfabriken, wo sonst. Denn anders ist der massenhafte, billige Konsum von Fleisch nicht zu bezahlen. Ich weiß nicht, wie genau die Zustände in der Geflügelzucht in Thailand sind, aber besser als in Deutschland wird es dort kaum zu gehen. Das bedeutet: Antibiotika-Einsatz, enge Käfige, Verfütterung von genmanipuliertem Soja, etc. etc. Wer mehr dazu wissen will, möge hier bei Greenpeace Deutschland weiterlesen.
Ich habe während meiner Reise mit Daniel Bucher gesprochen. Daniel ist Chefkoch im The Reflexions, eines der Restaurants im Plaza Athénée Hotel Bangkok. „Das billigste Geflügel, das du in Deutschland kaufen kannst, kommt aus Thailand“, sagte er mir. Damit denke ich, ist so ziemlich alles gesagt über die Massentierhaltung in Thailand. Auch Schweinefleisch wird in Thailand produziert, Rind kommt in großen Mengen aus Australien.
Über die skandalösen Zustände in der thailändischen Garnelenproduktion schrieb kürzlich der Guardian, auch deutsche Medien haben das Thema aufgegriffen.
Es sollte auch niemand der romantischen Vorstellung hinterher hängen, dass auf den Inseln jeder Fisch und jede Garnele vom heimischen Fischer in den frühen Morgenstunden gefischt wurde. Bei den Mengen an Seafood, die in Thailand verzehrt werden, ist das unmöglich. Selbstverständlich landen viele der auf den Garnelenfarmen produzierten Garnelen auch auf thailändischen Tellern. Besonders an touristischen Hotspots wie Koh Phi Phi oder Phuket.
Das sind alles Gründe auf Fleisch und Seafood in Thailand das eine oder andere mal zu verzichten, zumindest sich aber in Restaurants zu erkundigen, wo der Fisch herkommt, wo die Garnelen herkommen. Wer sich in Deutschland bewusst ernährt, also das Fleisch beim Bio-Metzger kauft, auf Seafood aus Aquakultur verzichtet, solltet dies erst recht im Urlaub tun! Denn abgesehen von der Frage, ob man seinem Körper mit Antibiotika vollgestopftes Billigfleisch antun will, abgesehen davon, dass dieses Fleisch ein kulinarisches Minus-Erlebnis ist, richtet die Massentierhaltung enorme ökologische Schäden an.
„Ach, im Urlaub mach ich mal eine Ausnahme“. Dieser Gedanke kommt dabei schnell. Es kann auch anstrengend sein, sich immer mit der Frage auseinanderzusetzen, wo denn nun mein Essen herkommt. Englisch wird vielerorts mehr schlecht als recht gesprochen, was die Beantwortung solcher Fragen schwierig macht.
Das ökologische Bewusstsein ist in Thailand eher rudimentär vorhanden, aber ich habe auf die Frage, wo denn der Fisch herkommt, immer eine zufriedenstellende Auskunft bekommen. Gut, ich kann natürlich nicht nachprüfen ob die Aussage stimmt, man habe den Fisch vom Markt, vom lokalen Fischer gekauft. Aber was für Deutschland gilt, gilt auch für Thailand: Wenn die heimischen Hotels und Restos merken, dass es einen Bedarf an guten und gesunden Lebensmittel gibt, werden sie diese auch irgendwann produzieren. Hoffentlich!
In Thailand kommt es in erster Linie auf den Preis an nicht auf die Qualität, wie mir Chefkoch Daniel erzählt. Das sei gerade in der Spitzengastronomie ein Problem. Viele Produkte müssen von weit her eingeflogen werden.
Aber natürlich bekommt man auch gute Sachen in Thailand zu essen: Ananas, Wassermelonen, Mangos, Bananen – besonders das Obst hat es mir dort angetan. Zum Frühstück ein Obstsalat – mehr brauche ich nicht. Und wer demnächst nach Bangkok kommt, sollte sich ein Menü im Reflexions nicht entgehen lassen. Ich hatte das große Vergnügen, Daniels modern french cuisine kennenzulernen – das war ohne Zweifel das kulinarische Highlight meiner Reise durch Thailand.

So sieht es aus, wenn Daniel Bucher einen Moelleux au chocolat mit Vanilleeis serviert. Von dem Eis mit Tahiti-Vanille musste ich allerdings erst probieren, bevor ich das Foto gemacht habe.