Miniwaaas? Oder: Von Oregano und thailändischer Kultur

Auf meiner Reise durch Thailand habe ich in vielen Restaurants und Garküchen gegessen und dort einiges über die thailändische Kultur gelernt. Dabei sind mir auch immer amüsante und lustige Dinge passiert.

Die Komik manche Situation lag oftmals an unterschiedlichen kulturellen Gewohnheiten. In Thailand gilt es als etwas sehr peinliches, einen Fehler einzugestehen oder etwas nicht zu wissen. Lieber gibt man eine falsche Antwort. Im Zweifel  heißt es dann „Same same but different“ – eine durchaus sympathische Art, Dinge zu betrachten.

Ein weiteres Hindernis in der Kommunikation ist natürlich auch die Sprache. Ich spreche kein Thai, Englisch ist in aller Regel die gemeinsame Sprache. Doch auch im im Tourismus und in der Gastronomie trifft man oft auf Menschen, die nur ein sehr rudimentäres Englisch sprechen. Im Restaurant zeigt man einfach auf das gewünschte Gericht in der Speisekarte für die Bestellung – Extrawünsche sind die wahre Herausforderung.

Speisekarte

Aufdruck einer Speisekarte auf Koh Phangan

Aber auch einfache Bestellungen können manchmal in absurden Situationen enden. Wie zum Beispiel das Frühstück in einem Café auf Koh Lanta. Hinter der Bar stand eine Espressomaschine – es bestand also Aussicht auf guten Kaffee. Bestellt man „Coffee“,  bekommt man Instant-Kaffee. Um anderen Kaffee zu bekommen, bestellt man besser einen Americano. Das tat der Liebste dann auch. Man verstand nicht ganz, „an americano, please“ wiederholte er. Was dann kam, hatte nicht im entferntesten mit einem Americano zu tun. Nicht einmal mit Kaffee. Uns wurde eine Großpackung Oregano auf den Tisch gestellt.

Auf Koh Phi Phi trug sich folgendes zu: Ich gab meine Bestellung auf, der junge Kellner lächelte mich freundlich an, drehte sich zu meiner Sitznachbarin und lächelte sie erwartungsfroh an. Ich glaube, er hoffte dass sie meine Bestellung einfach auf Thai wiederholen würde. Das passierte aber nicht. Es kam dann glücklicherweise ein anderer Kellner vorbei, der Englisch sprach. In diesem Fall gab es nämlich einen Extrawunsch. Ich wollte einen Wassermelonen-Shake haben und ein Glas Campari. Ohne Eis, ohne Wasser, ohne alles. Nur Campari. Mein Plan: Den Shot Campari in den Wassermelonen-Shake zu schütten. Hat auch geklappt und großartig geschmeckt. Das geht auch in anderen Kombinationen: Kokosnuss-Shake mit Baileys. Diese Frucht-Shakes gibt es in Thailand überall zu kaufen. Sie werden aus frischem Obst und Eis hergestellt und sind einfach nur lecker. Ob mit oder ohne Alkohol.

Ein anderes Thema sind Vorspeisen. Oft findet sich in Speisekarten eine Rubrik „Starter“. Man sollte allerdings nicht davon ausgehen, dass die Vorspeisen auch vor dem Hauptgang kommen. Das ist eher die Ausnahme denn die Regel. Wenn man sicher gehen will, dass die Vorspeisen zuerst kommen, sollte man den Hauptgang erst bestellen, wenn die Starter auf dem Tisch stehen. Einmal hat das hervorragend geklappt. Ich glaube das wir so hungrig aussehen, dass die aufmerksame Kellnerin das gesehen hat und dachte: „Wenn ich nicht sofort wenigstens ein paar Frühlingsrollen auf den Tisch stelle, gibt es ein Unglück.“ Hätte es vermutlich auch gegeben.

Speisekarte in einem Restaurant auf Koh Phi Phi

Speisekarte in einem Restaurant auf Koh Phi Phi

Speisekarten. Auch so ein Thema. Die sind immer zweisprachig, Thai und Englisch, haben oft viele Bilder und gerade in der Abteilung „Western Food“ kreative Schreibweisen. Nun hat das thailändische Alphabet viel mehr Buchstaben als das lateinische und wenn nun ein Thai ein Wort aus einer europäischen Sprache in lateinisches Alphabet transkribiert, dann kann es schon zu kreativen Schöpfungen kommen. Bekannt ist ja, dass das R ein Probleme für viele fernöstliche Muttersprachler darstellt. Dann wird aus Broccoli halt ein Bloccoli gemacht.

Bei Pizza Capress wiederum fehlt meiner Meinung nach ein r, denn Pizza Carpress gefällt mir irgendwie besser. Ob der Davidstern auf einer ebenfalls auf Koh Lanta gesehenen Speisekarte auf koscheres Essen deutet, mag ich doch stark bezweifeln. Sicher ist nur, dass nicht nur in Thailand „Chicken schnized“ ein Renner ist, auch in Israel wird gern mal ein Snitzel verzehrt. Wer beides will, also ein israelisches Schnitzel in Thailand, sollte nach Koh Phangan fahren und dort bei Mama‘s Schnitzel essen – ein kulinarisches Highlight ist das allerdings nicht.

Sicher ist: Mit Freundlichkeit, Geduld und etwas Hartnäckigkeit bekommt man meist das auf den Teller, was man möchte.