Vegetarisches am Heiligen Abend

„Du musst dein Menü bloggen“ – drängten mich Freunde, mit denen ich spätabends am Heiligen Abend zur Christmette ging. Es fanden sich selbstverständlich diverse Bilder auf Facebook und Instagram, man war also informiert, was bei mir auf den Tisch kam.

Nun gehört der Heilige Abend normalerweise nicht zu den Tagen, an denen fürstlich gespeist wird – im Gegenteil, traditionell kommt Fisch auf den Tisch, fleischloses in jedem Fall, etwas einfaches und schlichtes sollte es sein. Der Heilige Abend zählt im Kirchenjahr noch zur adventlichen Fastenzeit, daher wird auf Fleisch verzichtet.

Auch ich habe an diesem Heiligen Abend auf Fleisch verzichtet, unser Gast ist Vegetarier und da wir am 2. Weihnachtstag eine fette Weihnachtsgans im familiären Kreis noch bekommen, sprach alles für eine fleischlose Küche, die aber dennoch weihnachtlich sein sollte. Das ist dabei herausgekommen:

Tartelette mit Puy-Linsen
Rotkohl-Kokos-Eintopf mit Wasabi und Korinthen
Wickelnknödel mit Haselnuss-Semmelbrösel
Fondant au chocolat mit weihnachtlicher Cassis-Sauce

Die Tartelettes sind in Rezept von Yotam Ottolenghi, aus seinem Buch „Genussvoll vegetarisch“.

Puy-Linsen auf Blätterteil

Mit Ottolenghi macht man nie etwas falsch: Puy-Linsen Tartelette. Foto: Ronny Nelson.

200 g Puy-Linsen werden mit Lorberbeerblätter weich gekocht. Abkühlen lassen. Je 2 TL Koriandersamen und Kreuzkümmel in der Pfanne rösten und im Mörser zerstoßen. 1 Zwiebel klein schneiden und in der Pfanne dünsten bis sie weich ist. Gewürze und Zwiebel zu den Linsen hinzufügen, außerdem je 3 EL gehackte Minze und Koriandergrün, 250 g griechischen Jogurt, Olivenöl, Zitronensaft, 50 g Spinatblätter und mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Dann werden aus Blätterteig runde Kreise ausgestochen, diese werden gebacken. Auf die Blätterteigstücke kommt dann die Linsenmasse – fertig. Ich habe Kreise von 13 Zentimeter Durchmesser ausgestochen.

Die Suppe habe ich aus Sonja Rikers zweitem Suppenkochbuch, „Mehr Suppenglück“. Beides übrigens sehr gelungene Kochbücher!

Rotkohl-Kokossuppe mit Wasabit und Korinthen

Weihnachtlicher Rotkohl wird mit Kokos, Sake und Wasabi asiatisch interpretiert. Foto: Ronny Nelson.

Ein 3/4 Liter Gemüsebrühe wird mit einem halben Liter Koksomilch aufgekocht, dann zwei fingerdicke Zitronenscheiben 5 Minuten mitkochen. Anschließend ein knappes Pfund Rotkohl, in mundgerechte Stücke geschnitten, in die Suppe geben und mitkochen bis das Gemüse bissfest ist. Mit der Brühe Wasabi-Paste anrühren – im Rezept steht 5 g, ich denke das muss jeder selber herausfinden, wie scharf die Suppe sein soll – und die Paste sowie 3 EL Sake in die Suppe geben Mit Salz abschmecken. Mit getrockneten Korinthen als Topping servieren.

Der Hauptgang. Und damit auch zu meinem diesjährigen Weihnachtsrätsel. Es verhält sich nämlich folgendermaßen: Ich haben einen mit Spinat gefüllten Wickelknödel gemacht.

Wickelnknödel mit Spinatfüllung

Wickelknödel mit Spinatfüllung und Haselnuss-Semmelbröselbutter. Auf dem Foto Mandel statt Haselnuss, aus allergischen Gründen. Foto: Ronny Nelson.

Das war der erste Kartoffelkloßteig den ich gemacht habe und er ist mir aufs vortrefflichste gelungen, möchte ich sagen. Ich würde euch auch gern ausführlich von dem Rezept berichten – allein, es geht nicht. Das Kochbuch ist verschwunden. Weg. Wir haben zu dritt die Wohnung auf den Kopf gestellt. Es ist weg. Es ist nicht hinter die Heizung gerutscht. Oder aus Versehen in den Müll gefallen. Ich habe es auch nicht ins Bad geschleppt. Weg. Das Kochbuch verschwand zum Glück als der Kloß fast servierfertig war. Wer diesen köstlichen Knödel nachkochen möchte, muss also selber nachschauen, und zwar bei „Österreich vegetarisch“. „Deutschland vegetarisch“.  – Und das Buch ist auch wieder aufgetaucht. – Zu dem in Butter gebratenen Kloß habe ich Feldsalat mit Orangenfilets serviert.

Eine weitere Premiere für mich war das Dessert. Ich wollte ein Schokoküchlein mit einem flüssigen Kern backen. Dazu gab es eine weihnachtliche Soße auf Cassis-Basis und etwas Eis.

Für die Soufflees die Form am Vortag mit flüssiger Butter ausstreichen und kalt stellen. 125 g Kouvertüre fein hacken und mit 125 g Butter im Wasserbad schmelzen lassen. 2 Eier, 3 Eigelb und 60 Zucker 6 – 8 Minuten mit dem Handrührer schön luftig und schaumig aufschlagen. Anschließend die Butter-Schokomasse unterziehen und schließlich 25 g Mehl darüber sieben und unterheben. Die Masse in die Formen füllen und über Nacht oder einige Stunden kalt stellen. Vor dem servieren das Soufflee im vorgeheizten Backofen bei 180 Grad 15 Minuten backen. Ich habe das erste Soufflee nach 13 Minuten herausgenommen und gestürzt – das war zu früh! Die 15 Minuten sollten sehr genau eingehalten werden.

chokoladensoufflee mit Soße und Eis

Das große Finale: Ein Schokoladenküchlein mit flüssigem Kern, weihnachtlicher Cassissoße und Eis. Foto: Ronny Nelson.

Dazu habe ich eine Soße serviert, Cassisaft  und Cassislikör mit Sternanis und einer Zimstange aufgekocht, Orangensaft und etwas Stärke verrührt und den Saft damit angedickt, und dann kamen noch ein paar Cranberries dazu. Ein gelungener Abschluss eines köstlichen Mahl zu Heilig Abend!

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