In der Bar der Herzen
Berlin. Da wollte ich eigentlich jetzt sein und ein schönes Pfingst-Wochenende verbringen. Aber manchmal kommt es eben anders. In diesem Fall war es die hartnäckige Erkältung des Liebsten, die uns in Hamburg blieben ließ. Nachdem am Freitag morgen klar war, dass wir zu Hause bleiben, musste ein Alternativ-Plan für den Abend her. Es folgte ein E-Mail-Wechsel mit G.
Betreff: Mal gefragt
Konsumierst du heute ahmd Alkohol? Wenn ja wo?
Re: eigentlich wollte ich das morgen mit M. erledigen.
(…)
Willst du aus?
Re:Re: Wir wollten ja nach dem Berlin. Aber der Liebste ist vorerst krank und heute fahren wir nirgendwo hin. Und ich denke dass ich irgendwas machen könnte, wenn ich einen kranken Mann zu haus hab.. Der soll ja schnell und in Ruhe gesund werden.
Re:Re:Re: Wenn das so sonnig bleibt, könnte man ja nach der Arbeit ins Cius und mal gucken, ob Veuve wieder geht .
Und so geschah es dann auch. Wir setzten uns um kurz vor sechs ins Ciu‘, nach draußen mit Blick auf die Binnenalster. Wir hatten: Clubsandwich und ein Gläschen Veuve Cliquot. Das Cius ist vom Publikum her eher ein schwieriger Laden, das bewegt sich zwischen hysterischen Hühnern und schlecht gekleideten Nachwuchs-Werbern, die sich total hip fühlen, weil sie in einer Bar ein Moscow Mule bestellen. Die Speisekarte vom Cius erinnert zudem stark an ein Duty-Free-Katalog einer Airline. Bevor man zu den Getränken kommt, muss sich der Gast durch bergeweise Werbung wühlen. Auf der eigentlichen Getränkekarte stehen dann so wertvolle Hinweise unter abgebildeten Drinks wie „1. Preis Hamburger Cocktail SchnickSchnack 1993“. Es versteht sich von selbst, dass diese Drinks mit Ananas, Schirmchen und Tischfeuerwerk zu Tode garniert sind. 1993!
Es empfiehlt sich, sich mit dem Rücken zum Publikum oder nach draußen zu setzen. Ein Besuch lohnt sich aber durchaus, denn das Clubsandwich im Ciu‘ ist ausgesprochen gut und lecker. Das ganze kostet 9,50 Euro und für das gleiche Geld gibt es dann noch ein Glas Veuve Cliquot dazu – und den Blick auf die Binnenalster mit dem vorbeieilenden Publikum gibt es gratis dazu. Das war schonmal ein guter Start in das Wochenende.
Danach ging es weiter in die Bar der Herzen: Das Le Lion. Dort erging es uns wie immer – ganz und gar ausgezeichnet. Herr Meyer und sein Team sind großartige Gastgeber, man muss es so sagen.
Die Bar ist ein fensterloser, mit Teppich ausgelegter Raum, das Licht schimmert in einem warmen Gelbton und sorgt für ein elegante Gemütlichkeit, die dunklen Wände bilden einen Kontrast zum Löwen, der hinter der Bar thront. Es herrscht in der Bar auch so eine spezielle zurückhaltende Noblesse. Ich will das mal so beschreiben: Es gibt kein Dresscode. Wenn man ungeplant in die Bar stolpert, in Jeans und Sneakers und nicht mit dem feinsten T-Shirt – das ist egal, an der Tür wird einem freundlich die Jacke abgenommen und ich fühle mich sofort wohl dort, ich habe mich dort niemals over- oder underdressed gefühlt. Gut, ich würde dort nun nicht in Bermuda-Shorts und Flip Flops reinrauschen. Ob Anzug oder Jeans, ob Budapester oder Airmax – es mischt sich in diesem kleinem Raum auf angenehme Art und Weise.
Dort saßen wir direkt an der Bar, zweifelsohne der beste Platz in jeder Bar! Man hat Gelegenheit mit dem Bartender zu plaudern, kommt hier und da ins Gespräch und so kann der Abend zu einem Erlebnis werden. Herr Kappes, Bartender des Abends, guckte zwar einmal etwas streng wie Fräulein Rottenmeier, als wir laut überlegten ob der rote Drink, den er dort gerade zauberte, nun Erdbeer-Limes oder Mexikaner sei.
Nämlich: Die Getränke. Allesamt in hervorragender Güte und Qualität. Sie werden ohne viel Drumherum serviert, der Drink steht im Mittelpunkt. Wer Schirmchen will, ist im Lion verkehrt. Das gleiche gilt für billig. Wer billig will, sollte in die Kleine Pause auf St. Pauli. Da kriegt man am Wochenende Caipis für 1,99 Euro oder so (und richtig gute Pommes). Überflüssig zu erwähnen, dass man im Lion weder Erdbeer-Limes noch Mexikaner bekommt. Uns wurde serviert:
Aviation – unser Sommerdrink 2015. Ein toller Cocktail auf Gin-Basis, der durch etwas Veilchen-Likör zu einem floralen Geschmackserlebnis wird.
Penicillin – erst seit kurzem habe ich meine Leidenschaft für Whiskey-Cocktails entdeckt, dieser erhält durch Honig eine dezente und angenehme Süße.
Pendennis Club – Gin und Apricot Brandy machen aus dem Cocktail eine Fruchtbombe. Lecker!
Cosmopolitan – wird im Lion als Gin-Cocktail mit Himbeere serviert, nicht als Wodka-Cocktail mit Cranberry. Das ist auch gut so!
Ich freue mich jetzt schon auf meinen nächsten Besuch im Lion.