Abgesang auf das Mercado
„Mehr Frische. Mehr Freude. Mercado“ – mit diesem Slogan wirbt das Mercado in Hamburg-Ottensen. Doch mittlerweile findet sich immer weniger Frische dort im Angebot. Die Freude dort einzukaufen ist auch gänzlich verschwunden. Es gibt für mich fast keinen Grund mehr, ins Mercado zu gehen. Die Markthalle hat sich eine langweilige Fress- und Saufhalle verwandelt.
Dieser Prozess hat sich in diesem Jahr deutlich an Fahrt aufgenommen. Gleich drei Stände schlossen, die für mich ein wesentlicher Grund waren, im Mercado einzukaufen.
Freunde und Nachbarn, Menschen aus Ottensen, mit denen ich in letzter darüber gesprochen haben, fällt diese Entwicklung auch mit großem Bedauern auf, ihnen geht es genauso.
Den Anfang machte in diesem Jahr das Geschäft von Alexander Reinke. Bereits im Frühjahr schloss er seinen Stand im Mercado. Bio Reinke war einer der wenigen Möglichkeiten in Ottensen und Altona, Brot in guter Bio-Qualität zu bekommen. Abgerundet wurde das Angebot durch Wildspezialitäten, Käse sowie durch diverse Bioprodukte.
„Der Konkurrenz- und Kostendruck ist einfach zu groß für ein kleines Einzelunternehmen wie das meine“, hieß es auf einem Zettel, der nach der Schließung des Ladens an die Rolladen angebracht war.
Und es ging weiter. Im September schlossen der Obst- und Gemüsestand von Familie Miklitz. Dort gab es einfach immer alles in bester Qualität an Obst und Gemüse. Was ich besonders geschätzt habe: Die große Auswahl an frischen Kräutern. Egal, ob Petersilie, Koriander, Estragon oder Zitronengras: Man konnte sich darauf verlassen, dort alles zu bekommen.
Das Ehepaar Miklitz ist in den Ruhestand gegangen und einer ihrer Angestellten, so hieß es, wollte das Geschäft übernehmen, doch offenbar hat eine starke Mieterhöhung seitens des Mercado-Managements das verhindert.

Mit diesem Aushang verabschiedete sich das Ehepaar Miklitz von seinen Kunden
Ironischerweise steht bis heute – Stand 13. November – auf der Internetseite des Mercado: „Eine große Palette an Biospezialitäten hat Reinke im Angebot. Und für gesunde Vitamine ist Taufrisch zuständig. Hier gibt’s saftiges Obst, frisches Gemüse und knackige Salate.“
Wie gesagt: Reinke ist seit über einem halben Jahr geschlossen, Taufrisch seit fast zwei Monaten.
Inzwischen sind zwei der Lücken wieder gefüllt. Auf dem Platz von Bio Reinke hat sich Kirchberg vergrößert. Kirchberg hat seit vielen Jahren ein kleines Geschäft im Mercado, sie vertreiben, Essig, Öle, Tees, Kaffeespezialitäten. An der Stelle von Taufrisch öffnete kürzlich ein Shop mit Baklava, türkischen Süßkram und diversen getrockneten Nüssen und Früchten. Essen und Trinken kann ich im Mercado mittlerweile bis zum umfallen: Kumpir, Pasta, Sushi, Wein, Asia, Döner, Quiche. Ich möchte es nur nicht. Ich möchte vor Ort gute Lebensmittel einkaufen können. Das geht im Mercado fast gar nicht mehr.

Nüssschen, getrocknete Früchte und turkish delights gibt es nun im Mercado anstelle von frischem Obst und Gemüse.
Wie ich eingangs schrieb: es gibt nur noch wenige Gründe für mich, im Mercado einzukaufen. Die sind schnell benannt: Beim Geflügelhof Schönecke bekomme ich gutes Geflügel in Bio-Qualität, es gibt gleich daneben einen kleinen aber sehr exquisiten Gewürzstand, der alle erdenklichen Gewürze und Gewürzmischungen führt. Der Edeka-Markt im Mercado kann bei weitem nicht mit dem Angebot von Taufrisch mithalten, der Budnikowksi in der Großen Bergstraße ist viel größer und übersichtlicher – es gibt schlicht und einfach keinen Grund – bis auf das Biohuhn und Sumach, Kreuzkümmel oder schwarzen Pfeffer – im Mercado einzukaufen.
Der einzige Trost: Fast jeden Tag gibt es in Altona und Ottensen einen Wochenmarkt, auf dem man vieles bekommt – aber die Märkte haben eben nicht jeden Tag geöffnet und auch nicht bis 20 Uhr.
Nachtrag 14. November: Heute das Mercado schnell seine Webseite aktualisiert und Reinke und Taufrisch von der Seite genommen….
Hallo liebe Küchenmannchaft!
Auch wir bedauern es sehr, dass es die Stände von Bio Reineke und Taufrisch im Mercado nicht mehr gibt, denn auch uns liegt die Qualität, Vielfalt und Lebendigkeit unserer Markthalle sehr am Herzen.
Seid versichert, dass wir viel Zeit unserer täglichen Arbeit investieren, um interessante neue Mietkonzepte zu finden und die Qualität der angebotenen Produkte wie gewohnt hoch zu halten. Aus diesem Grund sind wir bereits seit längerem auf der intensiven Suche nach einem neuen Obst- und Gemüsehändler, der dann unter dem Glasdach seine Waren wieder in gewohnter Weise anbieten wird.
Bitte habt Verständnis dafür, dass eine solche Suche natürlich auch ein bisschen Zeit benötigt. Bei Fragen könnt ihr uns aber gerne jederzeit anschreiben, wir sind für Vorschläge und Anregungen immer offen.
Viele Grüße,
euer Mercado-Team!
Dann hoffe ich mal das beste und das von potenziellen Interessen auch eine Pacht verlangt wird, die in einem Rahmen liegt, bei der ein Obst- und Gemüsehändler auch überleben kann. Und ich brauche auch keine „interessante neue Mietkonzepte“ für einen EInzelhändler, ich brauche einen klassischen Obst- und Gemüsehändler, der in der Qualität und Zuverlässigkeit seine Waren anbietet, wie es bei Taufrisch der Fall war.
Keiner wird je verstehen, warum das Konsumverhalten der Ottensener dazu beiträgt, den Stadtteil noch ursprünglicher zu halten.Ich selbst bevorzuge den kleinen Türken an der Ecke, um frisches Gemüse einzukaufen, den gibt es schon lange nicht mehr in Ottensen, nur im Bahnhof, aber da wird er wohl auch bald weg sein.